Interview mit Reinhard Janzen im ZulieferMarkt

Gleich zweimal in diesem Jahr machte der Automatisierungstechnik-Spezialist LEANTECHNIK auf sich aufmerksam. Mit lifgo® 5.4 präsentierte er zum einen die Sonderausführung seiner lifgo® – Zahnstangenhubgetriebe für schwere Lasten und lange Hübe. Zum anderen wurde der Erweiterungsbau eingeweiht, mit dem sich die Produktionsfläche nun verdreifacht hat. Ein griffiges Bild für den Erfolg des Zulieferers. Dabei begann die Firmengeschichte einst mit Konkursmasse.

Ein Gespräch mit Geschäftsführer Reinhard Janzen

 

Die Zahnstangenhubgetriebe von LEANTECHNIK sind wichtige Komponenten für die Automatisierungstechnik. Weltweit und in unterschiedlichen Branchen kommen sie immer dann zum Einsatz, wenn es um präzise und synchrone Positionierungsaufgaben geht. Angefangen hat alles 1993 als sich der Maschinenbautechniker Reinhard Janzen mit der Konkursmasse seines damaligen Arbeitgebers Schlüter, Hersteller der unter Schlüter-Heber vertriebenen Zahnstangenhubgetriebe, selbstständig machte. Heute lenken Reinhard Janzen und Ehefrau Petra Trojahn eine 52 Mitarbeiter zählende Aktiengesellschaft. Auf 1450 m2 hat sich die Produktionsstätte nach der Einweihung des Erweiterungsbaus inzwischen vergrößert.

ZulieferMarkt: Herr Janzen, wie schafft man es, aus einer Konkursmasse ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen?

Reinhard Janzen: Durch gute Produkte, gute Mitarbeiter und viel Arbeit. In den ersten Jahren waren 18-Stunden-Tage keine Seltenheit, Wochenenden gab es nicht. Eigentlich haben wir immer schon zukunftsorientiert agiert. Indem wir beispielsweise frühzeitig die ISO 9000-Zertifizierung angegangen sind oder 2003 eine AG gründeten. Diese erfreut sich im internationalen Zuliefergeschäft übrigens einer höheren Akzeptanz als andere Gesellschaftsformen. Ein Hauptgrund ist sicherlich, dass wir uns mit unseren Produkten auf einem Markt bewegen, der für viele Unternehmen wegen der dort herrschenden geringen Stückzahlen nicht interessant ist. Der Automobilsektor ist dabei ein besonders wichtiges Standbein für uns. So haben wir in den vergangenen fünf Jahren für BMW 350 Hubtische geliefert. Auf der Welt fährt keine Mercedes A-Klasse, die nicht auch über Hubtische gelaufen ist, die wir ausgestattet haben.

ZulieferMarkt: Wodurch zeichnen sich die neuen lifgo®-Getriebe aus?

Reinhard Janzen: Das lifgo®-Schwergewicht verfügt bei Geschwindigkeiten von 3 m/s über eine Hubkraft von bis zu 25 000 N. Mit Abmessungen von 180 x 165 x 200 mm ist das Getriebe platzsparend. Konnte ein Zahnstangenhubgetriebe früher 40 kg heben und hatte es eine Lebensdauer von 100 000 bis 200 000 Hubzyklen, so liegen wir heute bei halber Größe bei 400 kg und 30 Mio. Zyklen. Die Stahlgussgehäuse der alten Schlüter-Heber wurden in den lifgo®– und leanSL®– Produktreihen durch hochfeste, bearbeitete Aluminiumgehäuse ersetzt. Inzwischen laufen die Zahnstangen in Linearführungen. Auch haben wir die Materialpaarungen optimiert. Wir können bei unseren Getrieben, die aus zirka 60 Komponenten bestehen, Toleranzen im Bereich von 0,3 mm aufweisen. Diese Genauigkeit ist zwingend, bedenkt man, dass etwa ein Hubtisch für die Roboterzuführung in der Kfz-Produktion eine Toleranz von maximal 0,1 mm haben darf.

ZulieferMarkt: Was ist das Besondere an den Erzeugnissen von LEANTECHNIK?

Reinhard Janzen: In der Vergangenheit mussten Anwender für ihre Positionierungsaufgaben selbst eine Lösung aus Einzelkomponenten entwickeln. Heute bieten wir mit lifgo® 5 und lean SL® zwei besondere Reihen mit unterschiedlichen Merkmalen an. Beiden gemein ist, dass sie Heben, Führen und Positionieren in einer Baueinheit ermöglichen. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal all unserer Produkte, die sich kundenspezifisch nahezu beliebig kombinieren lassen. Auch bieten wir eine kostenlose Unterstützung dabei, die für sie bestmögliche Problemlösung zu entwickeln.

ZulieferMarkt: Wie läuft denn die Entwicklung ab?

Reinhard Janzen: In den Anfangsjahren war ich Entwickler, Konstrukteur, Monteur und Servicemann in einer Person. Das ist längst nicht mehr so. Heute betreut und berät unsere dreiköpfige Konstruktionsabteilung die Kunden, entwirft 3D-Modelle und setzt Ideen um. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss unserer Kunden, mit denen wir eng zusammenarbeiten.

ZulieferMarkt: Wie sehen Sie die produktive Zukunft bei LEANTECHNIK?

Reinhard Janzen: Die industriellen Bedingungen haben sich über die Jahre hinweg verändert. Es ist einerseits ein Trend zu mehr Automatisierung zu erkennen. Ebenfalls aber haben sich die Abläufe selbst beschleunigt. Die höheren Taktraten der Fertigungslinien stellen auch höhere Anforderungen an die Geschwindigkeit und die Dynamik der Lösungen. Hier werden wir mit unseren Systemen auch zukünftig nicht nur reagieren, sondern in gleichem Maß agieren, also versuchen, die Messlatte mit Innovationen höher zu legen.